Um halb sechs Uhr morgens ging es also raus und gen Treffpunkt an der MRT-Station Clementi. Schnell noch was Dosenfutter gekauft, Ärger von Yew Sim bekommen, dass ich den Alkohol 'vergessen' hatte (aus gutem Grund ...) und auf unsere beiden kleinen Busse gewartet. Die kamen natürlich über eine Stunde zu spät, was einem das frühe Aufstehen im Nachhinein etwas seltsam vorkommen lässt.
Schließlich ging es dann doch noch gen Malaysia, die Prozedur an der Grenze dauerte wie üblich ewig und Stau gab's auch. Als wir dann schließlich endlich am Berg (Mount Panti) ankamen, fing es an zu regnen. Kein Problem, man ist ja auf alles vorbereitet, denn schließlich haben wir uns extra mit Regenponchos für S$ 2,50 eingedeckt und außerdem ist der Wuppertaler Wahlbürger ja nicht aus Zucker. Letzteres würde ich jetzt so nicht mehr unterschreiben, denn nach ein paar Metern wandelten sich die vereinzelten Tropfen in eine Wasser-Luft-Masse, in der sicher auch Fische, so diese denn fliegen könnten, gute Überlebenschancen gehabt hätten. Es goss also wie aus Eimern und wir waren alle in kürzester Zeit nass bis auf die Haut (der Poncho erfüllte lediglich den Zweck, dämlich auszusehen). Nach einer halben Stunde dann haben wir uns das erste Mal verlaufen, aber unser Guide hat es dann doch noch irgendwie geschafft, den Weg wiederzufinden.
Dieser war recht gut daran zu erkennen, dass sich Sturzbäche gen Tal ergossen, die uns den Aufstieg, sagen wir mal, fast unmöglich gemacht haben. Aber kein Problem, denn schließlich hatte ich ja dünne Turnschuhe mit glatter Sohle an (der Guide meinte vorher, das würde völlig ausreichen), so hatte ich wenigstens noch ein Schlittschuherlebnis am Equator.
Welcher Anteil der Flüssigkeit in meiner Kleidung anschließend vom Regen, vom Bodenmatsch oder vom Schwitzen war, vermag ich kaum zu sagen. Jetzt mag der geneigte Leser denken; "Junge, warum hältst du dich nicht einfach an einem der 234982z3498723 Bäume da im Jungel fest?" Berechtigte Frage, hier die Antwort: Nicht jeder Baum mag es, angefasst zu werden. Ich musste mir dauernd irgendwelche Dornen, Stacheln oder sonst was aus den Fingern ziehen.
Apropos Regenwald, das wirklich interessante dort ist die Geräuschkulisse, wenn sich Affen die seltsamsten Laute zuschreien oder Grillen Geräusche machen, die erstaunlich stark an ein Sägewerk erinnern.
Als wir dann nach einigen Stunden endlich die Spitze des Berges erreichten, durften wir feststellen, dass der "little challenging part" aus einer fast senkrechten Felswand und einigen morschen Tauen bestand. Selbst ohne Gepäck und bei gutem Wetter lebensgefährlich, aber was soll's, Zelt aufbauen geht halt nur oben. Endlich angekommen haben wir das dann auch schnell gemacht, nur um drei Stunden später vom zuletzt eintreffenden Guide (Yew Sim) zu erfahren, dass wir unser Zelt ausgerechnet auf der Lichtung aufgeschlagen hatten, die normalerweise zum Verrichten gewisser Geschäfte gedacht ist.
Belohnt wurden wir allerdings mit einer ausgesprochen schönen Aussicht. So richtig Stimmung zum genießen ist dann aber doch nicht aufgekommen.
Ich bin glücklicherweise am ersten Tag nicht von den Blutegeln erwischt worden. Anderen erging es da anders (siehe Foto von Stephans Bauch). Gerne würde ich euch erzählen, wie furchtbar schmerzhaft so ein Viech am Leib ist, aber ehrlich gesagt habe ich zwei der vier "Leeches" am nächsten Tag erst bemerkt, als meine Hose durchsiffte und die Dinger schon lange weg waren. Aber Blut fließt in Strömen, eine gewisse Dramatik birgt das ganze also schon. :-)
Der Abstieg am nächsten Tag war zwar trocken (zumindest von oben, nicht allerdings von unten und innen), allerdings nicht viel angenehmer oder leichter. Da eins der doch recht schweren Zelte an meinem Rucksack für eine deutliche Schräglage sorgte, habe ich Idiot mir auch noch ein zweites an meine Tasche gebunden, was für nette Schürfwunden an den Stellen, wo der Hüftgurt sitzt sorgte und den Abstieg zusätzlich erschwerte, genau so wie das Umknicken meines Fußgelenks nach lediglich einem Drittel der Strecke ...
Irgendwann haben wir es dann doch zu viert an den Fuß des Berges geschafft, unsere Busse waren noch nicht da, andere Teilnehmer unserer Gruppe auch nicht. Die Gefährte kamen nach einer, die ersten unserer Reisegefährten nach zwei Stunden. Der Rest drei Stunden nach uns.
Also waren wir komplett ... fast komplett, einer fehlte: Unser Guide. Er ist ziemlich weit oben am Berg verschwunden und keiner konnte sagen, wo er ist. Nach weiterem Warten (die Fahrer wurden doch recht ungeduldig, da sie eigentlich einen Anschlusstermin hatten), beschlossen wir dann seinen Verlust in der örtlichen Polizeiwache zu melden.
Schlechte Idee!
Denn wie sich herausstelle, hätten wir uns dort vorher als Gruppe melden müssen, und mitteilen, dass wir auf den Berg wollen. Um Geld ging es irgendwie auch. Jedenfalls hatten die mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizeibeamten plötzlich unsere Pässe und die ersten Leute fingen an, sich zu fragen, wie man wohl die Nummer ihrer Botschaft herausfinden könne.
Schließlich tauchte Yew Sim dann doch noch auf. Er ist wohl zusammengebrochen und den Berg an einer anderen Seite hinunter gerutscht (kein Wunder, denn er hatte echt schweres Gepäck und die ganze Nacht gesoffen statt zu schlafen). Dann ging es also doch noch recht schnell und nachdem wir einige Leute an der Grenze verloren haben, weil sie (möglicherweise aus Versehen) versucht haben Alkohol einzuführen (absolut verboten) fiel ich nach meiner ersten Mahlzeit des Tages um acht Uhr abends ins Bett.
Heute tut mir alles weh, aber es macht echt Spaß, sich kopfschüttelnd mit den anderen über diesen, wie gesagt sicher unvergesslichen Trip zu unterhalten.
Jetzt muss ich aber endlich mal was lernen.
Bis dann.
Mount Panti |
Extra-Kommentar für Sebastian:
AntwortenLöschenAlter,da haste schön was erlebt!Das kommt schon an meine Geschichten von Frankreich heran=).
Das Leben ist doch ein einziges Abenteuer ^^.
Liebe Grüße aus der Ferne.
Der schmerzende Knöchel hat sich ein Jahr später übrigens als Bänderriss herausgestellt ...
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